Seliger Carlo Acutis

Der »Selige des Monats Mai« ist der selige Carlo Acutis. Seinen Gedenktag feiert die Kirche am 12. Oktober. Seine Reliquie befindet sich im Haus der Begegnung und kann in der Kapelle einen Monat lang verehrt werden.

„Es ist wundervoll, denn alle Menschen sind gerufen, wie Johannes Lieblingsjünger zu sein. Es reicht aus, eine eucharistische Seele zu werden und Gott zu erlauben, in uns jene Wunder zu vollbringen, die nur er vollbringen kann! Notwendig ist allerdings die freie Zustimmung unseres Willens. Gott will niemanden zwingen. Er will unsere frei geschenkte Liebe.“ (Sel. Carlo Acutis)

Am 3. Mai 1991 kommt Carlo in England zur Welt, wo sich seine Eltern Andreas und Antonia, beide Italiener, aus beruflichen Gründen aufhalten. Die Familie Acutis ist im katholischen Glauben verwurzelt, zählt aber keinesfalls zu den „fleißigsten Katholiken“. Am 18. Mai wird der kleine Carlo getauft; in einer Kirche, die Unserer Lieben Frau von Fatima geweiht ist. Zeit seines kurzen Lebens wird die Jungfrau Maria für Carlo eine zentrale Rolle spielen. Wenige Monate nach Carlos Geburt kehren die Eltern aus wirtschaftlichen Gründen nach Italien zurück, um sich in Mailand niederzulassen. Carlo ist, wie seine Eltern bestätigen, ein ganz normaler, lebenslustiger Junge. Er hat viele Freunde und spielt gerne. Gleichzeitig bemerkt Antonia schon früh, dass Carlo doch auch anders ist. Als er noch sehr klein ist, bittet er seine Mutter, wenn sie gemeinsam in der Stadt unterwegs sind und bei einer Kirche vorbeikommen, doch reinzugehen: „Mama, lass uns reingehen, um Jesus zu begrüßen.“ Als er in der Schule lesen lernt, fällt ihr auf, dass er oft in der Bibel liest und in einem Buch mit Heiligenlegenden. „Der kleine ‚Quälgeist’ stellte mir viele tiefe Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Ich war völlig überrascht, dass er so fromm war. Er war so klein, aber sich doch so sicher. Mir wurde klar, dass es seine Sache war, aber auch mich anging. So begann ich, mich dem Glauben wieder anzunähern.“ Antonia hört häufig von Lehrern, Klassenkameraden, auch vom Pfarrer, dass Carlo im guten Sinne „auffällig“ ist. Der Pförtner des Wohnblocks in der Via Ariosto in Mailand bringt es so auf den Punkt: „Ihr Sohn ist etwas Besonderes.“ Carlo bittet, zur frühen Erstkommunion gehen zu dürfen. „Damit mein Freund Jesus mir noch näher ist.“ Nach einem eingehenden Gespräch mit einem Priester wird er für reif genug befunden. Carlo empfängt seine erste heilige Kommunion in der Stille des Klosters Bernaga. Ab diesem Zeitpunkt ist die tägliche heilige Messe ein Fixpunkt in seinem Leben. „Wir haben es besser als die Apostel, die vor 2000 Jahren mit Christus gelebt haben. Wir brauchen, um ihm zu begegnen, nur in die Kirche zu gehen. Wir haben Jerusalem vor der Haustür.“ Wenn es Carlo möglich ist, bleibt er nach dem Gottesdienst noch ein wenig zur Anbetung. Die Eucharistie ist Carlos Weg geworden. Das Geheimnis der Gegenwart des Herrn im eucharistischen Leib ist für ihn real und die Wirklichkeit seines Lebens: „Die Eucharistie ist meine Autobahn zum Himmel.“ Mit 11 Jahren schreibt Carlo: „Je öfter wir die Eucharistie empfangen, desto ähnlicher werden wir Jesus; so werden wir schon auf dieser Erde etwas vom Paradies vorwegnehmen können.“ Wichtig ist ihm die Beichte: „Wie ein Ballon beim Aufsteigen Ballast abwerfen muss, so muss auch die Seele für den Aufstieg in den Himmel die kleinen Gewichte loswerden, die die lässlichen Sünden darstellen.“

Schon sehr früh zeigt Carlo eine Begeisterung und eine einzigartige Begabung für Informatik. Gerne spielt er auch mit seinen Freunden gemeinsam am Computer. Alles, was mit Computer zu tun hat, fasziniert ihn. Seine Eltern und Lehrer sind erstaunt über sein Talent und seine für einen Jugendlichen ungewöhnlichen Fähigkeiten und fördern ihn. Carlo lernt mehrere Programmiersprachen, gestaltet Internetseiten, stellt Videos her, gestaltet das Layout von Comics und Broschüren für Kinder. Aber auch in den anderen Unterrichtsfächern bringt er sehr gute Leistungen. Für seine Mitschüler ist er allerdings nicht „der Streber“; wegen seines Humors und seiner Hilfsbereitschaft wird er von allen in der Klasse sehr geschätzt. Carlo ist auch nicht ehrgeizig in dem Sinne, dass er der Beste sein will. Er bemüht sich unaufdringlich um die Mitschüler, die wenig oder keine Freunde haben. Wenn schwache Mitschüler ausgeschlossen oder verspottet werden, ist Carlo zur Stelle, um sie zu verteidigen. Er hat ein Herz für die Schwachen und Armen, das zeigt sich auch in der Schule, aber nicht nur dort. Carlos Mutter Antonia über ihren Sohn: „Er hatte eine Großzügigkeit und interessierte sich für alle Menschen: Ausländer, Behinderte, Kinder, Bettler. In der Nähe von Carlo fühlte man sich wie an einem Brunnen mit frischem Wasser. Für ihn war das Leben ein Geschenk von Gott und jeder sollte sich anstrengen, auf dieses Geschenk eine Antwort zu geben, Tag für Tag in großer Einfachheit. Ich möchte betonen, dass Carlo ein normaler Junge war, er war fröhlich, konnte auch ernst sein, er war hilfsbereit und war sehr gerne in Gesellschaft, er mochte es, seine Freunde um sich zu haben.“ Vor seinen Klassenkameraden machte er aus seinen Werten und Einstellungen keinen Hehl. Das brachte ihm auch manchmal Unverständnis und Ablehnung ein. Sein Religionslehrer berichtet, dass Carlo der einzige war, der sich in einer Religionsstunde gegen Abtreibung aussprach.

Seinen Glauben verbirgt Carlo nicht, drängt ihn aber auch seinen Freunden nicht auf. In seinem Zimmer hängt ein großes Jesusbild. Wenn seine Freunde bei ihm Rat suchen, und das kommt nicht selten vor, dann empfiehlt er dem einen oder anderen, zur Beichte zu gehen oder ihn zur heiligen Messe zu begleiten. In seinem Wohnviertel kennen ihn alle. Wenn er mit dem Rad unterwegs ist, bleibt er spontan stehen, um sich mit jemand zu unterhalten. Nicht selten erzählt er Ausländern, die keine Christen sind, von seinem Glauben. Die Menschen hören diesem sympathischen Jungen gerne zu. Zu Mittag besucht er die Obdachlosen der Gegend, um ihnen Essen zu bringen. Eine tiefe Freundschaft verbindet Carlo mit Rajesh, einem jungen Hinduisten, der bei der Familie Acutis im Haushalt hilft. Die beiden unterhalten sich oft und führen auch lange Gespräche über den Glauben. Rajesh findet schließlich zu Christus und lässt sich taufen. „Ich habe mich taufen lassen, weil mich Carlo angesteckt hat mit seinem Glauben und seiner Nächstenliebe. Normalerweise führt ein so schöner und reicher Junge ja ein anderes Leben, Carlo aber nicht. Er hat mir gesagt, dass ich glücklicher sein werde, wenn ich näher zu Christus komme.“ In der Tat will Carlo kein „anderes Leben“ als das, das er führt. Geld soll man seiner Meinung nach nicht verschwenden für Luxus und überflüssige Dinge. Sein Erspartes geht zu den Armen. Einem Obdachlosen, den er auf seinem Weg zur heiligen Messe täglich sieht, kauft er einen Schlafsack. Den Kapuzinern gibt er Geld für deren Armenspeisung.

Carlo ist ein großer Marienverehrer. Jeden Tag betet er den Rosenkranz. Dutzende Male pilgert er mit seinen Eltern zu einem Marienheiligtum nach Neapel, das „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“ geweiht ist. Jedes Mal weiht er dort sein Leben Maria. „Die Muttergottes ist die einzige Frau in meinem Leben“, sagt er. Der tägliche Rosenkranz ist ihm ein Bedürfnis. Besonders nah sind ihm Francesco und Jacinta Martos, die beiden Seherkinder von Fatima. Mit den Erscheinungen und Botschaften von Fatima setzt sich Carlo intensiv auseinander. „Sicher können“, sagt Carlo, „die Wunder der Jungfrau Maria während ihrer Erscheinungen auf der Erde eine große Hilfe sein, den Glauben vieler Menschen wachsen zu lassen. Und trotzdem bleiben bis heute viele davon derart unberührt.“ Und er überlegt, wie er anderen Menschen helfen kann, mit den unterschiedlichen Erscheinungsorten und Botschaften der Muttergottes in Berührung zu kommen. In Form einer Dokumentation, einer Sammlung vielleicht …? Im Jahr 2002 fährt Carlo mit seinen Eltern zu einem Großtreffen der katholischen Gemeinschaft Communio et Liberazione nach Rimini. Carlo ist fasziniert von den vielen Menschen, die sich dort versammelt haben, von den Vorträgen und von den Ausstellungen, die es zu sehen gibt. In diesen Tagen reift in dem Jungen ein Plan: Man müsste eine Ausstellung über die von der Kirche anerkannten eucharistischen Wunder machen, damit die Menschen begreifen, worum es sich bei der Eucharistie handelt. Die Mutter erzählt: „Carlo war überzeugt, dass den Leuten dadurch klar würde, dass es sich bei der gewandelten Hostie und dem gewandelten Wein tatsächlich um den Leib und das Blut Christi handelt; nicht nur um etwas Symbolisches. In dieser Zeit half mein Sohn Carlo auch bei der Katechese in der Pfarrei und so eine Ausstellung erschien ihm eine gute Möglichkeit, den Leuten das Geheimnis der Eucharistie näher zu bringen.“ Als die Familie nach dem Treffen in Rimini wieder nach Mailand zurückkehrt, macht sich Carlo sofort an die Arbeit. Seine außergewöhnlichen Informatik-Kenntnisse kann er dabei gut einsetzen. Er legt eine umfangreiche Dokumentation an. Seine Eltern bittet er, mit ihm an die betreffenden Orte in Italien und auch in Europa zu reisen, um weiteres Material zu sammeln. Die verschiedensten Leute sind in das Projekt involviert. Nach drei Jahren intensiver Arbeit ist die Ausstellung über die eucharistischen Wunder fertig. Nachdem die Ausstellung in der Diözese Mailand bekannt und verbreitet wird, kommen rasch Anfragen aus anderen Diözesen, auch aus dem Ausland. „Carlo konnte nie begreifen, warum die Stadien bei Konzerten voll waren und die Kirchen so leer. Er sagte immer wieder: ‚Die Menschen müssen es verstehen!’ Mit dieser Ausstellung hoffte er, dazu beizutragen.“

Am 4. Oktober 2006 soll in der Schule ein Video vorgeführt werden, dass Carlo selber gemacht hat. Es geht darum, den Mitschülern verschiedene Möglichkeiten für ein Volontariat vorzustellen. Es lag ihm sehr am Herzen, seine Kameraden für diese Form der freiwilligen Hilfe zu öffnen. Das Video ist fertig, aber Carlo wird krank. Am Anfang denkt keiner an etwas Schlimmes, denn Carlo ist ein kräftiger Junge, man vermutet eine Grippe. Doch schon einige Tage später muss er ins Krankenhaus, es geht ihm sehr schlecht. Als er mit seiner Mutter die Schwelle des Krankenhauses überschreitet, sagt er: „Hier komme ich nicht wieder heraus.“ Die Untersuchungen ergeben eine schlimme Diagnose: Carlo leidet an Leukämie, an einer sehr aggressiven Form. Seinen Eltern vertraut er an: „Ich opfere die Leiden, die ich ertragen muss, dem Herrn auf für den Papst und die Kirche, damit ich nicht ins Fegefeuer muss, sondern gleich in den Himmel komme.“ Die Leiden bleiben in den wenigen Tagen, die er noch zu leben hat, nicht aus. Am 12. Oktober 2006 stirbt Carlo, er ist 15 Jahre alt geworden.

Bei seinem Begräbnis – Carlo ist auf dem Friedhof in Assisi begraben – sind die Kirche und der Platz davor überfüllt. Antonia berichtet: „Ich habe Menschen gesehen, die ich zuvor nie gesehen hatte. Obdachlose, Asylanten, Kinder … Viele Leute haben mir von Carlo erzählt, von Dingen, die ich gar nicht wusste. Ich, die ich mich so verlassen fühlte, hörte viele Zeugnisse von Menschen, die meinen Sohn kannten.“

Carlos Ausstellung ist mittlerweile um die halbe Welt gereist: China, Russland und Lateinamerika. In den USA wurde sie in tausenden Pfarreien und in über 100 Universitäten gezeigt. Im Jahr 2006 hat Carlo auch eine Ausstellung über die anerkannten Marienerscheinungen begonnen, die er aber wegen seiner blitzartig tödlich endenden Krankheit nicht fertigstellen konnte. 2014 wurde die Ausstellung fertiggestellt und wird an vielen Orten gezeigt. 2013 begann das Verfahren zu Seligsprechung von Carlo Acutis. Am 5. Juli 2018 wurde er von Papst Franziskus für ehrwürdig erklärt; nach der Anerkennung eines durch seine Fürsprache geschehenen Wunders fand die Seligsprechung am 10. Oktober 2020 in der Basilika di San Francesco in Assisi statt. Er gilt als der designierte Patron des Internets.

Auf seiner Webseite veröffentlichte er seine Grundsätze, mit denen man die Heiligkeit erreiche. Er selbst versuchte, genau danach zu leben und spornte auch andere dazu an. Darunter finden sich folgende acht Punkte:

  • Du musst die Heiligkeit aus ganzem Herzen wollen. Und wenn diese Sehnsucht noch nicht in deinem Herzen erwacht ist, musst du den Herrn inständig darum bitten.
  • Gehe jeden Tag zur heiligen Messe und empfange die heilige Kommunion.
  • Denke daran, jeden Tag den Rosenkranz zu beten.
  • Lies jeden Tag einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift.
  • Nimm dir Zeit für die Eucharistische Anbetung. Jesus ist in diesem Sakrament wirklich gegenwärtig. Du wirst sehen, welche Fortschritte du in der Heiligkeit machst!
  • Gehe jede Woche zur heiligen Beichte, auch wenn Du nur lässliche Sünden begangen hast.
  • Lege Fürbitte ein und schenke Blumen (Opfer und gute Taten) dem Herrn und Maria, um anderen zu helfen.
  • Bitte deinen Schutzengel, dir immer zu helfen, damit er dein bester Freund wird.

(Christa Pfenningberger: Carlo Acutis. In: Feuer und Licht, Nr. 251, Februar 2016)

Gebet um die Heiligsprechung des seligen Carlo Acutis:

O Gott, unser Vater, danke, dass du uns Carlo geschenkt hast, Vorbild des Lebens für die Jugendlichen und Botschaft der Liebe für alle.

Du hast bewirkt, dass er sich in deinen Sohn Jesus verliebt, und so wurde die Eucharistie seine „Autobahn in den Himmel“.

Du hast ihm Maria geschenkt, als seine über alles geliebte Mutter, und mit dem Rosenkranz hast du aus ihm einen Sänger ihrer Zärtlichkeit gemacht.

Erhöre sein Gebet für uns. Blicke vor allem auf die Armen, die er geliebt und denen er geholfen hat. Gewähre auch mir auf seine Fürsprache die Gnade, um die ich bitte…

Und mache unsere Freude dadurch vollkommen, dass du Carlo unter die Heiligen deiner heiligen Kirche aufnimmst, damit sein Lächeln auch heute für uns erstrahle zur Ehre deines Namens. Amen.

Vater unser… Gegrüßet seist Du, Maria… Ehre sei…

(Imprimatur + Domenico Sorrentino)